Empirische Bedarfsanalyse zur intermodalen Navigation und dem Einsatz von Informationssystemen zur Förderung ihrer Attraktivität

Loepp, B., & Ziegler, J. (2017). In H. Proff & M. T. Fojcik (Eds.), Innovative Produkte und Dienstleistungen in der Mobilität: Technische und betriebswirtschaftliche Aspekte (pp. 409–426). Springer Gabler.

Thesis by Timm Kleemann

Abstract

Eine vermehrt intermodale Fortbewegung ist in Zeiten, in denen angesichts überfüllter Innenstädte und Straßen die Verringerung des Verkehrsaufkommens und Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs auf umweltfreundlichere Alternativen zunehmend relevanter werden, von großer Bedeutung. Heute gängige Navigationslösungen und Routenplaner sind bezüglich der Unterstützung komplexer, insbesondere intermodaler Mobilitätsketten jedoch oft nur unzureichend entwickelt: Es mangelt einerseits an einer einheitlichen Integration der Informationen unterschiedlicher Verkehrsmittel, andererseits vor allem an Personalisierungsmöglichkeiten und einer intelligenten Anpassung der Systeme an die momentane Situation des Nutzers. Oft werden beispielsweise Angebote wie Car- und Bikesharing noch außer Acht gelassen, und auch der Kontext als wichtige Determinante bei der Wahl einer Route – für einen beruflichen Termin bei schlechter Witterung kann ein Fahrrad etwa weniger geeignet sein als bei einem Familienausflug unter sonnigen Bedingungen – bleibt meist unberücksichtigt. In diesem Beitrag stellen wir die Ergebnisse einer im Rahmen des BMVI-geförderten Projekts colognE-mobil II durchgeführten Bedarfsanalyse bestehend aus zwei empirischen Untersuchungen vor: Sowohl online als auch vor Ort im Rhein-Ruhr-Gebiet wurden 318 bzw. 130 Personen befragt, um die aktuelle Nutzung unterschiedlicher Verkehrsträger zu untersuchen, sowie die Einschätzung ihrer bestehenden Probleme und künftigen Potenziale zu ermitteln. Spezieller Fokus lag auf den gerade für den städtischen Raum relevanten Alternativen, etwa Car- und Bikesharing, aber auch intermodaler Navigation im Allgemeinen. Während sich grundsätzlich eine hohe Nutzungsbereitschaft abzeichnete, leiden derartige Angebote aus Sicht der Befragten u. a. an Zugangsschwierigkeiten, mangelnder Verbreitung, oder waren schlicht zu unbekannt, als dass sie eine echte Alternative hätten darstellen können. Die Auswahl an Verkehrsmitteln wird unterdessen beständig größer, und beinhaltet zunehmend ökologischere Varianten als den Individualverkehr. Aufgrund steigender Kraftstoffpreise, CO2-Abgaben, Straßenmaut und überlasteten Innenstädten erhöht sich dementsprechend die Bedeutung der Unabhängigkeit vom privaten PKW, vor allem bei Jüngeren. Mit Hilfe von Mock-Ups eines Routenplaners untersuchten wir deshalb ebenfalls, ob sich Nutzer mittels geeigneter Hinweise – etwa auf erhöhte Umweltfreundlichkeit oder die aktuelle Verkehrslage – dazu animieren lassen, ihre typischerweise routinierte Strecken- und Verkehrsmittelwahl anzupassen. Die Ergebnisse zeigen u. a., dass zur Assistenz bei Fahrplanauskunft oder Routenplanung entwickelte Informationssysteme auf diese Weise die wahrgenommene Attraktivität intermodaler Wegeketten sowie von Car- und Bikesharing-Angeboten signifikant steigern können.

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